Das Fahrrad-Projekt
Bereits im Jahr 2015 entstand die Idee, an geflüchtete Menschen, die in Flörsheim (vorübergehend oder bleibend) ein neues Zuhause gefunden haben, gespendete Fahrräder abzugeben – zu einem symbolischen Preis von max. 15 Euro.
Seit dieser Zeit haben schon viele Menschen von diesem Projekt profitiert und sich über die neu gewonnene Mobilität gefreut. Und die Nachfrage nach Fahrrädern ist weiterhin groß.
Das Geld, das durch das Projekt zusammenkommt, wird wiederum einem guten Zweck zugeführt: Es wird umgewandelt in Reparaturgutscheine (von je 50 Euro) für die Fahrradwerkstatt im Sozialkaufhaus „Tisch und Teller“ in der Liebigstraße.
Gern nehmen wir weiterhin Fahrradspenden entgegen. Auf Wunsch werden die Fahrräder auch von uns abgeholt.
Bitte bei Martin Neumann, Tel. 0151 2100 3268, melden (Mitglied im Kirchenvorstand).
Vom ‚Café Asyl‘ zum Fahrradprojekt. Ein Rückblick von Martin Neumann
Im Jahr 2014 bestand das sogenannte ‚Café Asyl in unserer Gemeinde schon etwa ein Jahr, geleitet durch unsere Chorleiterin Nataliya Hammer.
Zusammen mit Helmut Blaha übernahm ich die Organisation, und wir führten es immer freitags nachmittags im Balkonzimmer unseres Gemeindehauses, teilweise auch im Jugendraum und im Saal für verschiedene weitere Veranstaltungen fort. Damals war die sogenannte Willkommenskultur in Deutschland sehr ausgeprägt, wodurch wir einige weitere Helfer hatten für drei Weihnachtsfeiern, vier Sommerfeste, einen Fahrradausflug zum Museum in Rüsselsheim und einen Erste-Hilfe-Kurs zusammen mit dem DRK. Bei Kaffee, Tee und Plätzchen, manchmal auch gespendetem Kuchen, wurde Deutsch gelernt mit einfachen Spielen, zum Beispiel einem ‚Memory‘ und Kärtchen mit Bildern. Es gab so viele Fragen: Was ist wo in Flörsheim (Ärzte, Vereine), wie funktioniert dies oder das in Deutschland? Wer kann zum Beispiel bei Anträgen oder Bewerbungen weiterhelfen? Es braucht eigentlich keinen christlichen Ansatz, um den Geflüchteten zu helfen. Nächstenliebe zu Randgruppen hat Jesus in zahlreichen Begebenheiten praktiziert.
In Flörsheim auf lokaler Ebene kam von einer CDU-Stadtverordneten die Idee, Fundräder des Ordnungsamtes an Geflüchtete weiterzugeben. Später wurden dann die Spendenaufrufe für gut erhaltene Fahrräder in den Zeitungen geschaltet. Im Keller des Baumarktes Graulich waren außerdem noch dutzende gespendete Fahrräder vorhanden, von denen einige dann 2015 weitergegeben wurden. Immer zu einem symbolischen Preis von maximal 15 Euro, der auch der Wertschätzung dienen soll. Von diesem Geld und auch den 500 Euro Preisgeld der Stadt Flörsheim für ehrenamtliches Engagement werden bis heute Reparaturgutscheine à 50 Euro für die Fahrradwerkstatt im Sozialkaufhaus ‚Tisch und Teller‘ an Geflüchtete abgegeben.
Auf verschiedenen Wegen versuchten wir auch, kleinere Reparaturen zusammen mit den Flüchtlingen zu machen. Das scheiterte damals an geeigneten Räumen und Ersatzteilen.
Für eine Zeit lang gab es in der Hauptstraße eine ehrenamtliche Werkstatt in einer Garage, wiederum ein schönes Beispiel für die gute Willkommenskultur in Flörsheim. Hier möchte ich noch Rita Klee von der kath. Gemeinde erwähnen, die das Café Asyl lange unterstützt hat, ebenso Helga Sistig und Petra Luhm, die bis etwa 2020 freitags im Balkonzimmer geholfen haben. In 2019 schon kamen immer weniger Besucher ins Café Asyl. Die Corona-Pandemie war dann letztlich der Anlass, das auslaufen zu lassen.
In dieser Zeit hat die Stadt Flörsheim zusammen mit der Caritas ein Hilfsangebot im Rathaus begonnen, und auch der Main-Taunus-Kreis war mit mehreren Sozialarbeitern besser aufgestellt, die in den Unterkünften in Flörsheim helfen und beraten.
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine wollte eine gut integrierte Gruppe syrischer Männer das Café wieder aufleben lassen. Sie wollten etwas zurückgeben von der Hilfe und den schönen Begebenheiten, die sie im Gemeindehaus erfahren hatten. Das hat mich und den Kirchenvorstand gefreut, aber die Hilfen für die ukrainischen Flüchtlinge in Europa war ungleich stärker, weil überwiegend Frauen und Kinder aus einem ähnlichen Kulturkreis nach Deutschland kamen. Und nur mit Männern wären Hilfen für alleinstehende Frauen nicht gut möglich gewesen. Außerdem bestand schon in ganz Deutschland eine gute Infrastruktur und Erfahrung für die zahlreichen Ukrainer, die 2022 kamen.
Eine Zeit lang fand im Gemeindehaus aber ein Deutschkurs für Ukrainer statt, genauso wie in den Jahren vor dem Café Asyl eine Hausaufgabenhilfe für Kinder von Frau Kilb angeboten wurde. Diese Angebote haben also eine längere Tradition in unserer Kirchengemeinde, und darauf konnte das Café Asyl und das bis heute bestehende Fahrradprojekt aufbauen. Ganz im Sinne des christlichen Auftrags: „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen.“ (Hebr 13,16)